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1. Alte Geschichte - S. 148

1879 - Dillenburg : Seel
— 148 — soll lachend darauf erwidert haben: „Je dichter das Gras desto leichter das Mähen." Als er den Gesandten zu hohe Forderungen stellte, fragten diele ihn, was er ihnen denn lassen wolle. „Die Seelen," antwortete er. Der mit Alärich geschlossene Vertrag wurde jedoch von Ho-norins verworfen. Da zog Alärich zuttt zweitenmale nach Rom, erklärte Honorins für abgesetzt und setzte Attälns zum Regenten ein. Weil dieser jedoch nicht nach Alarichs Willen regierte, setzte er ihn wieder ab und sandte dem Honorins Purpur und Diadem zurück. Trotzdem weigerte sich Honorins Frieden zu schlie-410 ßeu; deshalb zog Alärich im Jahre 410 n. Chr. vor Rom, be-n. Chr. lagerte die Stadt, nahm sie mit Sturm und durch Verrath und bestrafte sie mit Plünderung. Während derselben ging ein Theil der Stadt in Flammen auf, woran jedoch die Gothen keine Schuld trugen. Ueberhaupt erfuhr die Stadt eine viel mildere Behandlung, als sie Rom anderen eroberten Städten zu erzeigen gewohnt gewesen war. — Darauf zog Alärich nach Unteritalien, wahrscheinlich, um auch Sieilieu und Afrika zu erobern, ohne deren Besitz ihm auch Italien nicht sicher war. Aber mitten in seinen Unternehmungen und Siegen, erst 34 Jahre alt, starb er bei Con-sentia (Cosenza), und seine Gothen begruben ihn im Flußbette des Buseuto. °in der Nacht mußten römische Kriegsgefangene im Bette des Buseuto. der abgeleitet worden war, ein Grab graben. In dasselbe senkte man ihn, sitzend ans seinem Rosse und mit einer Rüstung angethan. Nachdem das Grab ae chlossen war, lenkte man das Wasser wieder tn sein altes Bette. Damit niemand den Ort des Grabes erführe, wurden die Gefangenen, welche die Arbeit verrichtet hatten, getödtet. (Bergl. das Gedicht: „Das Grab im Bufento" von Platen.) Nun erhoben die Gothen den Athanlf, Alarichs Verwandten, zum Könige. Dieser kehrte nach Rom zurück und knüpfte mit Houorius Friedens-Unterhandlungen an; da diese zu keinem Abschlüsse kamen, zog er mit den Gothen über die Alpen nach Süd-Gallien, wo er das west gothische R eich gründete, welches von seinem Nachfolger Theodorich Ii. noch über die Pyrenäen hm ausgedehnt wurde. e. Gründung mehrerer Reiche. Unter den beiden für den weströmischen Hof wichtigsten Männern Bonifazins und Aetius bestand Eifersucht und Feindschaft, welche zum Verlust der Provinzen Afrika und Gallien führte. Ans eine Verlenm-dnng von Seiten des Aötins hin wurde Bonifazins von seiner Statthalterschaft in Afrika abberufen. Um sich halten zu können,

2. Mittelalter - S. 12

1879 - Dillenburg : Seel
— 12 — wo er den Willibrord drei Jahre lang kräftig unterstützte. Gern hätte Willibrord den Winfried als seinen Nachfolger (als Bischof von Utrecht) gesehen, allein Winfried trieb es hinaus, auch den übrigen Deutschen das Evangelium zu bringen. Er reiste 722 nach Hessen, taufte zu Amöneburg (im Kreise Kirchhain) zwei Grasen, die Brüder Dedik und Dirols, und legte daselbst das erste Kloster an. Darauf Zog er weiter durch den Hessengan und nahm Taufende durch die Taufe in das Christenthum auf. Da er gerade hier so herrliche Erfolge gehabt hatte, fandte er einen Vertrauten nach Rom, um den Papst davon in Kenntnis zu setzen und für die Ernennung von Priestern und Erbauung von Kircheu Rath zu erbitten. Da der Papst sich von seiner Recht-gläubigkeit selbst überzeugen wollte, so forderte er den Bonisacins nach Rom. Dieser folgte im Jahre 723; nachdem er sein Bekenntnis abgelegt und Anhänglichkeit an den Stuhl Petri gelobt hatte, wurde er vom Papste zum Reisebischof ernannt. Karl Martell versah ihn auf die Bitte des Papstes mit Schutzbriefen an alle geistlichen und weltlichen Behörden. Nun wandte er sich zum zweitenmale nach Hessen, zerstörte bei Geismar (südwestlich von Kassel) die dem Donnergotte Thor geweihte Eiche, gründete die Klöster Fritzlar und Büraberg und zugleich auch Eichstädt (für den östlichen Theil Hessens) und Würzburg, zog daun an der Fulda aufwärts, wo durch seinen Schüler Lnllns das Bisthum H e r s s e l d und durch S t u r m das Kloster Fulda gegründet wurden. Bei Geismar war ein Hauptsitz des Götzendienstes. Hier stand eine alte Eiche, welche dem Donnergott Thor geweiht war. Schon lange hatte Bonisacins den Heiden die Nichtigkeit ihres Gottes gepredigt, aber vergeblich ; der Anblick des Heiligthums wirkte seiner Predigt entgegen und zog sogar viele Neubekehrte wieder ins Heidenthnm zurück. Da beschloß Bonisacins, die Eiche zu vernichten. Mit einer Axt in der Hand und von einigen Gefährten begleitet, begab er sich eines Morgens nach dem Crte hin, wo die Eiche stanb. Die Heiben folgten ihm in der Erwartung, ihr Gott werbe den Frevler mit Donner und Blitz für sein Beginnen strafen. Aber Bonisacins blieb unversehrt; die Eiche fiel. Ans der Stelle, wo die Eiche gestanben, pflanzte er das Kreuz auf, und ans dem Holze der Eiche baute er eine dem heil. Petrus geweihte Kapelle. Da war der Glaube an die Macht der Götter verfchtvunben; Viele bekehrten sich und bekannten den Christengott. Die unermüdliche Thätigkeit des Bonisacius wurde vom Papste mit Verleihung des erzbischöflichen Mantels belohnt; als Erzbischof nahm er seinen Sitz in Mainz. c. Tod des Bonisacius. Am Spätabend seines Lebens, als er schon 70 Jahre alt war, beschloß Bonisaeius die Fort-

3. Mittelalter - S. 24

1879 - Dillenburg : Seel
— 24 — Andre gelehrte Männer, welche an Karl's Hofe lebten, waren: Angilbert, Karl's sehr gelehrter und staatsmännisch gebildeter Schwiegersohn; Einhard, der Geheimschreiber und Aufseher der königlichen Bauten (von ihm rührt eine Lebensbeschreibung Karl's her); Peter von Pisa, ein großer Sprachgelehrter, und Paul Diakonus, welcher Karl's Lehrer in der griechischen Sprache war. f Karl's Tod. Im Jahre 806 faßte Karl d. Gr. den Entschluß, sein großes Reich unter seine drei Söhne, Karl, Pipin und Ludwig zu theilen, welche sich gegenseitig unterstützen und unter der Oberhoheit dessen, dem er die Kaiserkrone zugedacht hatte, ihre Völker regieren sollten. Aber der Plan kam nicht zur Ausführung; 810 starb Pipin und 811 auch Karl. Da brach die Kraft des Kaisers, und von nun an war er fast immer kränklich. Die Rathschläge seiner Aerzte befolgte er nur selten und suchte sich durch Fasten zu helfen. Aber der krankhafte Zustand ward immer schlimmer, so daß er im Herbste 813 fein Ende herannahen fühlte. Da versammelte er die weltlichen und geistlichen Großen in Aachen und machte in ihrem Beisein fein Testament. Nach diesem erhielt der noch übrige Sohn Ludwig die Kaiserkrone und alle Länder mit Ausnahme Italiens; dieses fiel Karl's Enkel Bernhard (Pipins Sohn) zu, der jedoch unter der Oberhoheit Ludwigs stand. Die Armen wurden von ihm reichlich bedacht; ebenso erhielten die Geistlichen an den Bischofskirchen des ganzen Reiches bedeutende Zuwendungen an Geld und Kostbarkeiten. Nachdem diese Anordnungen von den Großen des Reiches gebilligt worden waren, begab sich Karl mit diesen in die von ihm erbaute herrliche Marienkirche. Dort warf er sich am Altare zum langen und brünstigen Gebete nieder. Darauf legte er in einer längeren Rede seinem Sohne Ludwig alle Pflichten eines Regenten aus Herz und fragte ihn: „Willst du, mein Sohn, alle diese Pflichten gewiffenhaft erfüllen?" Er antwortete: „Ja, mit Gott!" Daraus fetzte sich Ludwig auf feines Vaters Geheiß selbst die Krone auf's Haupt und empfing von den Anwesenden das Gelübde des Gehorsams. Ludwig begab sich bald darnach wieder in das bisher schon von ihm regierte Aauitanien und sah seinen Vater nie wieder. Im Anfang des Jahres 814 wurde Karl von einem hitzigen Fieber überfallen; die bisher manchmal mit Erfolg angewandten Mittel fruchteten diesmal nichts. Da Karl die unmittelbare Nähe des Todes fühlte, genoß er noch das heilige Abendmahl, schlug dann

4. Mittelalter - S. 33

1879 - Dillenburg : Seel
33 — Im Jahre 936 erkrankte Heinrich auf seiner Burg Bodseld im Harz, nachdem sich der Tod kurz vorher schon durch euren Schlagfluß angekündigt hatte. Zu Erfurt versammelte er noch einmal die Großen seines Reiches und nahm rhnen das Versprechen ab, seinen Sohn Otto zu seinem Nachfolger zu Wahlen. Bald darauf starb er im Kloster zu Memlebeu an der Unstrut J936), 936 von dem ganzen deutschen Volke auf's tiefste betrauert, ^n der von ihm gestifteten Abtei zu Quedlinberg hegt er begraben. 6. (Dtto der Große. a. Otto's Wahl und Krönung. Auf dem Reichstage zu Erfurt Hatten die Fürsten und Henoge Heinrich I. versprochen, . seinem Sohne Otto die königliche Macht zu übertragen; aber nach Heinrichs Tode erhoben sich Bedenken gegen Otto, und manche der Fürsten waren geneigt, dem jüngeren Bruder Otto s, ö eumch, ihre Stimme zu geben. Da letzterer erst geboren war, als _ Heinrich 1. '^eits König war, Otto dagegen, als Hemrrch I. nur Her-wu von Lachsen war, so behauptete-, auch Heinrich, etn größeres . Recht auf die Nachfolge zu haben als Otto. Dazu kam , daß Heinrich nicht nur von seiner Mutter Mathilde gegen Otto bevorzugt wurde, sondern daß Heinrich auch bei den Großen dev R^chs und im Volke mehr beliebt war als Otto. So tont es, daß bei der Wahl nur zwei Stämme, die Sachsen und die Franken, ihres Versprechens eingedenk, Otto ihre Stimme gaben, und aly Otto, damit unzufrieden, auch die Anerkennung der andern verlangte, wurde eine nochmalige Versammlung der Rerchs-Vasauen nach Aachen berufen, wo die getroffene Wahl attgentern erf amt t und die Krönung Otto's vorgenommen werden sollte. - eo geschah es am 8. August 936. , ^ Die Großen des Reiches versammelten stch ant genannten Tage in der- Säulenhalle, welche die kaiserliche Pfalz und dte Hanptkirche verband; hier huldigten ihm alle Reichs-Vaiallen und gelobten ihm Treue und Beistand gegen seine Feinde. Jcach der Huldigung begab sich Otto in Begleitung aller Fürsten trt feter-lichent Zuge zum Münster; an der Thüre desselben empnng thn der Erzbischof von Mainz, der sich das Recht, den neuen Kantg zu salben, erst erstritten hatte, und führte ihn in dte Jjcttte der Kirche an das Grab Karl's d. Gr.; hier konnte Otto von allen Anwesenden gesehen werden. Darauf wandte steh der Ermchof zu dem Volke und rief: „Seht, ich führe euch Otto zu, den Gort. Hopf, Lehrbuch, Ii.

5. Mittelalter - S. 36

1879 - Dillenburg : Seel
— 36 — jüngerer Bruder, war in ihrer Gewalt. So schwer es ihm wurde, so sah sich Otto doch genöthigt, die Feste Ehresburg, wohin sie sich zurückgezogen hatten, zu belagern. Bei der Uebergabe derselben flüchtete Thankmar in die Kirche des Ortes, am Altare Schutz suchend, wurde aber von den ihm folgenden Kriegern dort erschlagen; Eberhard erhielt aus die Fürbitte Heinrichs wieder Verzeihung. Trotzdem konnte Eberhard seinen Groll gegen Otto nicht überwinden; er hatte auch Heinrich bestrickt, und dieser erhob nun, unterstützt von Otto's Schwager, dem Herzog Gieselbert von Lothringen, die Waffen gegen seinen königlichen Bruder. Dieser mußte gegen sie ziehen (939) und kam zweimal in große Bedrängnis; doch gelang es ihm, ihre Rathschläge gänzlich zu vereiteln. Beibirtheu am Rhein wurden die Aufrührer in die Flucht geschlagen, die Anführer derselben bald darnach bei einem Mahle überfallen, wobei Eberhard erschlagen ward und Giselbert auf der Flucht im Rhein ertrank. Heinrich erhielt Vergebung, lohnte aber feinem Bruder mit dem schwärzesten Undank, indem er sich sofort zu einer Verschwörung herbei ließ, welche die Ermordung des Königs während des Osterfestes in Quedlinburg bezweckte und in welche auch der Erzbischof von Mainz verwickelt war. Die Verschwörung wurde aber entdeckt; mehrere der Theilhaber wurden hingerichtet, und Heinrich und der Erzbischof wurden gefangen gehalten. Da erwachte in Heinrich die Rene; er erbat lind erhielt Verzeihung. Die Hast war ihm nemlich unerträglich; da entfloh er und trat im Büßerkleide im Dome zu Frankfurt vor seinen Bruder, der daselbst der Weihnachtsmesse beiwohnte. (Vergl. das Gedicht: Kaiser Otto I. v. H. v. Mühler.) Von da au ward die Eintracht der Brüder nicht mehr gestört. Nun hatte Otto Ruhe. Um aber den Bestrebungen der Herzöge auf Erweiterung ihrer Macht und den Gelüsten der höheren Geistlichkeit, ihre Rechte auf Kosten der Reichsgewalt zu vermehren, nachdrücklich entgegen zu treten, besetzte er einesteils die erledigten Herzogtümer mit Angehörigen seines Hauses; so gab er Schwaben seinem Sohne Ludolf, Baiern seinem Bruder Heinrich, Lothringen seinem Schwiegersöhne Konrad; Thüringen, Franken und Sachsen verwaltete er selbst; erst später gab er Sachsen seinem Freunde Billnn g. Andern-theils errichtete er überall Markgrafschaften und ließ durch die Markgrafen die Herzöge überwachen. Während Otto's Regierung wurde auch das Christenthum weiter verbreitet, so nach Norden zu den Dänen und Schweden

6. Mittelalter - S. 51

1879 - Dillenburg : Seel
— 51 — Anhänger; er starb 1101. Wegen dieses Verhaltens hatte ihn Heinrich Iv. der Krone für verlustig erklären lassen; an dessen Stelle wurde der zweite Sohn Heinrich als sein Nachfolger ernannt. Zuvor aber mußte er seinem Vater schwören, sich bei Lebzeiten desselben nie in die Regierungs-Geschäfte zu mischen und weder Leben, noch Freiheit seines Vaters gefährden zu wollen. Trotz des feierlichen Versprechens organifirte er den Aufstand gegen den Kaiser unter dem heuchlerischen Vorgeben, denselben zur Unterwerfung unter die Kirche zu zwingen und so die Lösung des Bannes, welchen Gregor nicht von ihm genommen hatte und der von dessen Nachfolger auch erneuert worden war, zu ermöglichen. Des Vaters bedeutende Macht aber schreckte den Sohn; wiederum heuchelte er und bat seinen Vater um eine Unterredung. Unter Thränen fiel Heinrich Iv. dem Sohne zu Füßen und beschwor ihn, nicht den Fluch des Vaters aus sich zu laden, indem er sich Zum Richter über dessen Vergehen mache. Der Sohn bat seinen Vater, ihn nach Mainz zu begleiten, um dort die Aussöhnung mit dem Papste ins Werk zu setzen. Ahnungslos folgte ihm der Kaiser; unterwegs wurde er auf eine Burg gelockt und von da gefangen nach Ingelheim geführt. Nun ließ sich Heinrich der Sohn als Heinrich V. in Mainz krönen. Der Vater, lebenslängliches Gefängnis, ja den Tod von dem unnatürlichen Sohne fürchtend, flo^mit wenigen Getreuen nach Lüttich, wo er 1106 im neun-1106 undfünfzigften Jahre feines vielbewegten Lebens starb. Im dortigen Dome wurde sein Leichnam beigesetzt; der Bischof aber mußte auf Befehl des Papstes den Sarg wieder entfernen lassen, weil Heinrich im Banne gestorben war. Längere Zeit stand er in einer ungeweihten Kapelle auf einer Insel der Maas, bis Heinrich V. ihn nach Speier bringen und in der Kaifergruft beisetzen ließ. Aber auch hier mußte der Sarg wieder entfernt werden; erst 1111 wurde der Bann gelöst und Heinrich bei feinen Vorgängern bestattet. Heinrich V. Mit Heinrich V. starb das fränkische Königs-geichlecht aus. Durch seine ganze Regierungszeit (1106—1125) zog sich der Investitur-Streit, welcher erst 1122 durch das Wormser Konkordat beendet wurde. Heinrich mußte auf die Belehnung mit Ring und Stab verzichten, der Papst dagegen ans alle mit den Bisthümern verbundenen Güter und Rechte. Die Belehnung der Geistlichen mit weltlichen Besitzungen geschah in der Folge durch das Scepter. 4*

7. Mittelalter - S. 96

1879 - Dillenburg : Seel
— 96 — als er den Thron bestieg. Er war von hoher Gestalt, hatte eine hohe, freie Stirne und eine große Adlernase; feine Gesichtszüge waren ernst, boch aber freunblich und zutrauenerweckend. An geistigen Eigenschaften zierten ihn Tapferkeit, Einfachheit, Gerechtigkeitsliebe und ungeheuchelte Freunblichkeit. Von feiner Tapferkeit hat er in mehreren Schlachten glänzende Beweise gegeben. Auf feinen Kriegszügen theilte er mit feinen Rittern alle Beschwerlichkeiten des Felbzuges; in Speise und Trank, sowie in der Kleibung war er höchst einfach; niemanb, der ihn nicht persönlich kannte, ahnte, daß in dem grauen Wamms der Kaiser stecke. Seine Gerechtigkeitsliebe war so groß und allgemein bekannt, daß noch lauge nach feiner Zeit bte Rebensart gebräuchlich war: „Der hat Rudolfs Redlichkeit nicht." Seine Freunblichkeit erstreckte sich nicht blos auf feine Umgebung, fonbern auch auf das gemeine Volk; jeber hatte Zutritt zu ihm, um feine Sache vorzubringen und Recht zu fordern. „Ich bin", sagte er, „nicht König geworden, um mich vor meinen Unterthanen einzuschließen." Rudolfs Streben ging dahin, feinem Geschlechte die Nachfolge in der Kais er würde zu sichern. Die beiden Söhne aber, auf welche er die größten Hoffnungen gefetzt hatte, starben vor ihm dahin. Bei den deutschen Fürsten fand er in Betreff feines Planes den hartnäckigsten Widerstand. Verstimmt über den Miserfolg verließ er den Reichstag zu Frankfurt a/M. und begab sich nach Germersheim, wo er von einer Krankheit befallen wurde. Anscheinend gesund und noch heiter zog er von Germersheim nach 1291 Spei er, wo balb der Tod feinem Leben ein Ende machte. Das Volk trauerte aufrichtig über feinen Tod; war Rubolf schon zu feinen Lebzeiten populär gewesen, so würde er es in noch viel höherem Grabe nach dem Tode. (Vergl. das Gebicht: „Kaiser Rubolf3 Ritt zum Grabe" von I. Kerner.) f. Brandenburg zur Zeit Rudolfs von Habsburg. Zur Zeit Rubolf s von Habsburg regierten über die branbenburgychen Lanbe die Söhne der oben (S. 70) genannten Markgrafen Johann I. und Otto Iii. in ungetrübter Einigkeit. Der bekannteste unter den Nachfolgern jener beiben Markgrafen ist Otto Iv. mit dem Pfeil (1267—1308), bekannt durch ferne Ritterlichkeit und Tapferkeit, durch Beförderung der Künste des Friedens und durch feine Frömmigkeit, welch' letztere ihn freilich nicht hinderte, gegen geistliche Fürsten nachdrücklich aufzutreten. — Während des größten Theils feiner Regierung lag er in Fehde mit dem Erzbischof von

8. Mittelalter - S. 13

1879 - Dillenburg : Seel
— 13 — fefeuna seines Werkes, mit welchem er seine Missionsthätigkei begonnen batte, nemtich noch einmal zu den F r t e | e n zu gebe und ibnen das Evangelium zu prebigen. Nachbem er seinen^Schüler ^ullus tu seinem Nachfolger ernannt hatte, trat er tm x5at)ie ?55 seine Reise a^ Im Bewußtsein, daß er nicht wieberkehren 755-werbe befahl er den Seinen, neben den Büchern, welche er immer mitzunehmen pflegte, um auf der Reise barau» iu Ie]en D^r singen, auch ein Leichentuch mttpsenben, m welches sem Leichna n eingewickelt werben sollte; zugleich bestimmte er, daß man chtt m Fulba begrabe. Nach einer glücklichen Fahrt auf dem Rheine lanbete man am Znyder-See. Sogleich begann- Bomsm. sein Bekehrungswerk, und auch biesmal war es wieder reichlich gesegnet. Eines Tages sollten die Neubekehrten aus bet Umgegend seines Wirkungskreises in der Ebene von Dokum bte Firmelung empfangen. Statt der Erwarteten erschien a.m o. ^ult 755 ein Hausen bewaffneter Friesen, welche barnber erbittert waren, daß Bonisaeius so viele ihrer Landsleute den alten, heidnischen Göttern abwenbig machte, und sich verschworen hatten, biesen Frevel zu rächen. Die Diener des Bonisaeius wollten sich ihnen mit den Waffen in der Hand entgegenstellen; aber er mehrte es ihnen; er verwies sie barauf, daß ihnen die Fetnbe ja nur den Leib, nicht aber die Seele und das ewige Leben nehmen konnten (Matth. 10, 28), ermunterte sie, auf den Herrn zu vertrauen, der ihre Seelen nun bald zur ewigen Herrlichkeit holen werde, und erwarte ruhig den Ansturm der Heiden. So starb Bonisaeius in seinem sünfunt)siebzigsten Lebensjahre; mit ihm sielen dreiundfünfzig der Seinen. Sein Leichnam wurde nach Mainz und dann nach Fulba gebracht; bort liegt er im Dome in einer steinernen Gruft begraben. In der Nähe des Dornen hat man ihm ein Denkmal errichtet. 4. Karl der Große. a. Das fränkische Reich unter der Herrschaft der Hausmaier. Die auf Ehlobwig folgenben Könige der Franken waren ebenso gewattthätige Fürsten wie Ehlobwig; sie eroberten nach und nach bte Gebiete der Thüringer und der Burgunb er; auch Baiern würde abhängig vorn Frankenreiche. Allmählich aber erschlafften die Könige, die Fürsten des 7. Jahrhunderts besonders waren weichliche, schwache Männer und kümmerten^ sich um die Regierung des Laubes gar nicht; sie überließen biefelbe

9. Mittelalter - S. 23

1879 - Dillenburg : Seel
— 23 — Predigten und Betrachtungen veranstalten, aus welcher nach der Verlesung des Textes vorgelesen wurde (daher solche Sammlungen auch den Namen „Postille" führen, vom lat. post illa, d. i. nach jenen, uemlich Textworten). Zur Hebung der geistigen Bildung legte er überall in seinem Lande, in Städten und besonders an Klöstern, Schulen an und besahl, daß alle seine Diener ihre Söhne in dieselben schicken sollten. Religion, Lesen und Schreiben waren die Unterrichtsgegenstände. Wo er tüchtige, kenntnisreiche Männer gewinnen konnte, da zog er sie an seinen Hos und an seine Schulen. So lernte er in Italien einen tüchtigen Gelehrten, den Angelsachsen Alkuin, kennen und bot nun alles aus, ihn an seinen Hof zu bekommen, und als Alkuin endlich dem Rufe Karl's folgte, behandelte er ihn stets mit hoher Auszeichnung, nannte ihn seinen „in Christo geliebten Lehrer," schenkte ihm die Einnahmen mehrerer Klöster und machte ihn zum Lehrer der eignen Kinder. Unter Alkuins Aufsicht hob sich das Schulwesen bedeutend; er selbst gründete die Klosterschule zu Tours, die nachmals zum Vorbild vieler Klosterschulen geworden ist Die nach dem Vorbilde von Tours in Deutschland errichteten Schulen befanden sich in Trier, Paderborn, Osnabrück und Fulda; alle diese Schulen haben aus lange Zeit hin eine außerordentlich segensreiche Wirksamkeit und nicht blos auf ihre nächste Umgebung ausgeübt. In diesen höheren Schulen wurden außer der Theologie die sieben freien Künste getrieben: Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik. Für die Söhne feiner höchsten Beamten und Hofdiener unterhielt er an feinem Hofe eine besondere Schule, schola palatina; biefe befand sich immer da, wo sich der Hos befand. In diese Hofschule ging Karl oft, um sich von den Fortschritten der Schüler zu überzeugen; er stellte selbst Fragen, lobte die Fleißigen und tadelte die Trägen. Bei einer solchen Prüfung fand er einst, daß die Faulen und Unwissenden meistens Söhne vornehmer Eltern, die Fleißigen dagegen meist arme Kinder waren. Da wandte er sich zu den Fleißigen und sprach: „Ich freue mich, daß ihr so gut einschlagt; fahrt nur so fort, so soll euch mein Lohn nicht fehlen!" Und zu den andern gewendet, sagte er: „Ihr aber, ihr feinen Herrchen und Püppchen, die ihr euch wohl zu fein und vornehm dünkt, etwas zu lernen; ich gebe nichts auf euren Adel und euer seines Gesicht; ihr habt von mir nichts Gutes zu erwarten, wenn ihr eure Trägheit nicht durch Eifer und Fleiß wieder gut macht." (vergl. auch das Gedicht: ,,Wie Kaiser Karl Schulvisitation hielt" v. K. Gerock.)

10. Mittelalter - S. 25

1879 - Dillenburg : Seel
— 25 — über sich das Zeichen des Kreuzes und sprach: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist!" Dies waren seine letzten Worte. Noch an demselben Tage wurde er in der Marienkirche beigesetzt: auf goldnem Throne in vollem Kaiserschmucke, auf dem Haupte die goldue Krone, in der Hand einen Kelch, auf den Knieen ein Evangelienbuch und zu den Füßen Schild und «Scepter. Das geschah am 28. Januar 814. Noch jetzt ist die Grabstätte an 814 einer mit der Inschrift „Carolus Magnus“ gezierten Marmortafel kenntlich. g. Die Nachfolger Karl's d. Gr. Ludwig, der Fromme genannt, weil er sich der Geistlichkeit und ihrem Rathe hmgab, war zwar ein kenntnisreicher, ja gelehrter Mann, aber er besaß nicht Kraft genug, das große Reich seines Vaters allein zu beherrschen. Daher kam es, daß sich die Großen des Reiches bald mehr und mehr selbstständig machten, besonders die Geistlichkeit misbranchte seine Schwäche. Von weltlichen und geistlichen Großen verleitet, theilte er schon 817 sein Reich unter seine drei Söhne: 817 Lothar, Pipin und Ludwig, Lothar erhielt die Kaiserwürde und damit die Mitregentschaft. Dieser Theilung wollte sich Ludwigs Neffe Bernhard, welcher schon von Karl d. Gr. die Regentschaft über Italien erhalten hatte, nicht fügen; er wurde deshalb als Empörer zum Tode vernrtheilt und zwar wieder begnadigt, aber auf Anstiften der Kaiserin so geblendet, daß er daran starb. Aus Reue darüber wollte sich Ludwig in ein Kloster zurückziehen, gab aber diesen Plan wieder auf. Er verheiratete sich, da die Kaiserin unterdessen gestorben war, mit der bairischen Grafentochter Judith. Dem aus dieser Ehe hervorgegangenen Sohne, Karl dem Kahlen, zu Gunsten wollte Ludwig die frühere Theilung ändern, was jedoch die drei andern Söhne ver-anlaßte, die Waffen gegen ihren Vater zu erheben. _ Unterstützt von dem Papste und den Geistlichen gelang es ihnen, ihren Vater im Jahre 883 auf dem Lügenfelde bei Colmar gefangen zu neh- 833 men; er wurde von Lothar zur Abdankung gezwungen und in ein Kloster gesperrt. Da trat Ludwig mit seinen Deutschen der unnatürlichen Härte seines Bruders entgegen und setzte seinen Vater wieder auf den Thron. Als trotzdem Ludwig von dem Vater bei der neuen Theilung gegen seine Bruder verkürzt wurde, erhob auch dieser die Waffen, zog aber, weil er doch den Kampf mit dem Vater scheute, nach Baiern zurück. Auf der Rückkehr nach Lüttich starb Ludwig der Fromme auf einer Rhein-
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